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TRANS

Das Ausstellungsprojekt TRANS basiert auf der Idee des Austausches zwischen sowohl Künstlern als auch Kuratoren und manifestiert sich in der Zusammenarbeit zweier Ausstellungsräume: dem Projektraum Hold & Freight, gelegen im Osten Londons, und der Galerie der HfbK Hamburg. Die für Hold & Freight verantwortlichen Kuratoren Robert Dingle, Amal Khalaf und Tom Trevatt realisieren zusammen mit drei Londoner Künstlern eine Ausstellung in der Galerie der HfbK im Februar, während Nadine Droste und Swen-Erik Scheuerling vier Studierende der HfbK einladen, eine darauf aufbauende Ausstellung im März in London zu konzipieren. Initiiert und entworfen hat dieses Projekt Wiebke Gronemeyer, die in beiden Städten als freischaffende Kuratorin arbeitet und hier ihre Rolle als Übersetzerin und Vermittlerin zwischen beiden Parteien findet.


TEIL 2: TRANSIENT CONDITIONS
Transient conditions ist der zweite Teil des Ausstellungsprojekts TRANS und versteht sich sowohl als Reaktion auf den ersten Teil, welcher einen Monat zuvor in Hamburg gezeigt wurde, als auch als einen weiteren Aspekt, unter dem dieser Austausch von Künstlern, Kuratoren und auch Räumen betrachtet werden kann.
Die Verbindung zweier spezifischer Orte ist der Auslöser für eine Beschäftigung mit Räumen, die nach der Variabilität jener fragt. Dieser Ansatz versucht die Grenze zwischen Austausch und Austauschbarkeit auszuloten und sich das Spannungsgefüge von Bestimmtheit und Unbestimmtheit zueigen zu machen. So wird der Raum im doppelten Sinne behandelt, einerseits als ein vor Ort konkret vorgefundener, andererseits als imaginierter und implizierender.

Die HfbK Studierenden Lisa Marie Damm, Philipp Ricklefs, Timo Schierhorn und Sonja Vohland haben gemeinsam mit den Kuratoren der HfbK Galerie ein Konzept entwickelt, welches die Architektur und den Kontext des Hold & Freight Projektraumes aufgreift und widerspiegelt: Eine Wasserfläche durchzieht den Raum und überträgt die Deckenwölbung auf den Boden. Ihm seine Basis nehmend, wird so der bestimmte Raum gleichzeitig zum Träger anderer Räume und fungiert im übertragenen Sinne als Projektionsfläche. Auf diesen Eingriff reagieren die Künstler, indem sie mit unterschiedlichen Medien Werke für diesen Rahmen konzipieren, die sich erst durch das Prinzip der Spiegelung vervollständigen.

Während im ersten Teil des Projekts die Kuratoren und Künstler aus London den Zwischenraum, der die Städte verbindet, bereist und thematisiert haben, legt die Gruppe aus Hamburg die Strecke mit dem Flugzeug zurück. Dies impliziert, dass jener Zwischenraum ein ungreifbarer bleibt und sich aus der Vorstellung ergibt, die wiederum von der Relativierung der Distanz beider Orte geprägt ist. Für den Prozess bedeutet es, im Vorfeld mit einer unbekannten Komponente zu arbeiten, mit einer These, die erst mit dem Ankommen in London auf ihre Richtigkeit hin überprüft werden kann.
Vor dem Hintergrund von räumlichen und zeitlichen Relationen sollen hier Zustände sichtbar gemacht werden, die durch Bewegung im Raum entstehen und die Möglichkeit der Veränderung in sich tragen.

Lisa Marie Damm erschafft in ihren Arbeiten mit wenigen Mitteln Räume. Die Installationen und Bühnenbilder sind Setzungen oder Szenarien, die Leerstellen in sich bergen und in denen das Sichtbare vom Unsichtbaren berichtet. Medien wie Spiegel und Licht, in Kombination mit sich bewegenden Objekten, tauchen in bestimmten Anordnungen immer wieder auf, um den Raum anhand seiner Vielschichtigkeit bestimmen zu können. Fast könnte man von Illusionen sprechen, die Lisa Marie Damm erzeugt, würde sie nicht die eingesetzten Effekte im selben Moment als Trick enttarnen. Es ist die Leichtigkeit der Arbeiten, welche den illusionären Zauber als Ahnung erhält.

Lisa Marie Damm - Sonnenhunde 1-9, Installation, 2007

Philipp Ricklefs Skulpturen basieren auf einer Auseinandersetzung mit den Grundformen der Geometrie. Sie referieren auf die funktionale Ästhetik einer dinghaften Realität und folgen den Prinzipien der Spiegelung, Schichtung und Wiederholung. Mittels der Stilisierung von Formen werden ästhetische und formale Fragen präzisiert und auf ihre Wechselverhältnisse hin überprüft. So lenkt die Reduzierung der bildnerischen Mittel den Blick auf die Systematik der jeweiligen Anordnung: Auf den Übergang von der Fläche zum dreidimensionalen Körper, vom Segment zur Geschlossenheit, von der massiven Form zum hohlen Körper. Denn Philipp Ricklefs Beschäftigung mit der formalen Logik fokussiert ihren Bruch sowie ihre Umkehrung.


Philipp Ricklefs - cam, Objekt, 2008


Timo Schierhorn interessiert die Grenze zwischen Fiktion und dokumentarischem Moment. In autobiographischen und experimentellen Filmen sowie raumbezogenen Videoinstallationen fragt er nach den Möglichkeiten, die das Medium Film in sich birgt. So werden Genres, Strukturen und Methoden einander gegenüber gestellt und systematisch vermischt. Indem Timo Schierhorn nachgestellte Sequenzen mit found footage Material konfrontiert, zeigt er, was das Bild im Zusammenhang zu suggerieren vermag.


Timo Schierhorn, to learn by heart - deleted scenes, Filmstill, 8 mm, 2009


Sonja Vohland beschäftigt sich in mit der Imagination von Räumlichkeit. Linien und Flächen werden so eingesetzt, dass sie die Vorstellung von rechwinkligem Raum befragen. Der Rezipient ist in die Entstehung der Arbeit mit einbezogen, erst in der aktiven Betrachtung vollzieht sich die Vorstellung von Räumlichkeit. Die Arbeiten unterliegen einer formalen Strenge, da eine größtmögliche Objektivität die Grundlage bietet, um sie für die Subjektivität des Betrachters öffnen zu können. Das Anliegen, Räumlichkeit zu suggerieren, wird mittels unterschiedlicher Medien installativ, zeichnerisch sowie filmisch realisiert.


Sonja Vohland - No. 5 Serie Rot, Objekt, 2008



20. – 29. März 2009
Eröffnung 19. März, 18.00 - 21.00 Uhr
Hold & Freight, London

Lisa Marie Damm, Philipp Ricklefs, Timo Schierhorn, Sonja Vohland
Initiiert von Wiebke Gronemeyer
Kuratiert von Nadine Droste und Swen-Erik Scheuerling

Die HfbK Galerie zu Gast bei www.holdandfreight.org
Unit 7, Apple Tree Yard, Bradwell Street, London E1 4DR