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TRANS
THIRTYEIGHTHOURSANDFORTYFIVEMINUTES

Das Ausstellungsprojekt TRANS basiert auf der Idee des Austausches zwischen sowohl Künstlern als auch Kuratoren und manifestiert sich in der Zusammenarbeit zweier Ausstellungsräume: dem Projektraum Hold & Freight, gelegen im Osten Londons, und der Galerie der HfbK Hamburg. Die für Hold & Freight verantwortlichen Kuratoren Robert Dingle, Amal Khalaf und Tom Trevatt realisieren zusammen mit drei Londoner Künstlern eine Ausstellung in der Galerie der HfbK im Februar, während Nadine Droste und Swen-Erik Scheuerling vier Studierende der HfbK einladen, eine darauf aufbauende Ausstellung im März in London zu konzipieren. Initiiert und entworfen hat dieses Projekt Wiebke Gronemeyer, die in beiden Städten als freischaffende Kuratorin arbeitet und hier ihre Rolle als Übersetzerin und Vermittlerin zwischen beiden Parteien findet.

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TRANS #1 - thirtyeighthoursandfortyfiveminutes

Als Reaktion auf die Idee, welche sich hinter der Überschrift TRANS verbirgt, nehmen wir uns eine kuratorische Strategie vor, die den Austausch selbst zum Gegenstand erklärt. Auf diese Weise wollen wir der Frage nachgehen, was durch das Moment des Austausches produziert werden kann, denn Tauschprozesse beinhalten immer auch die Gefahr des Verlustes oder die Tendenz zur Neutralisierung der eigenen Position. Unsere Intention ist es, Räume für die Produktion heterogener Ideen entstehen zu lassen, die den Dialog über die Verbindung der Orte, an denen sich Hold & Freight und die Galerie der HfbK befinden, spezifizieren sollen. Hierbei liegt der Fokus nicht auf einer Verlagerung hin von einem Ort zum anderen, sondern auf den Möglichkeiten, die sich im darin befindlichen Zwischenraum entfalten können.

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Am 14. Februar werden wir mit den in London lebenden Künstlern Sam Curtis, Justin Gainan und Ana Noble Nava, die mit verschiedensten Medien wie Film, Fotografie, Text, Performance und Skulptur arbeiten, unsere Reise von London nach Hamburg mit dem Bus beginnen. Dieser ist gleichzeitig Büro, Atelier, Sammelpunkt und Ausstellungsraum in einem. Die Reise wird sich in Etappen gliedern und an zahlreichen Stopps unterwegs werden wir gemeinsam mit den Künstlern ein Veranstaltungsprogramm zeigen, das Gespräche, Vorführungen und Filmvorstellungen beinhaltet. Diese kurzlebigen und fragmentarischen Geschehnisse werden dokumentiert und archiviert, um sie dann im Rahmen der Ausstellung in der Galerie der HfbK in Hamburg zu präsentieren. Die entstandenen Arbeiten werden der Bezeichnung „fertig“ nicht gerecht werden können, sondern vielmehr einer Form von Daten- und Materialsammlung gleichkommen. Die Eindrücke ihrer Reise werden die Künstler soweit modifizieren, komprimieren und formatieren, dass sie dem Betrachter als eine Auswahl momentaner Einblicke vorgestellt werden können. Die Reise ist eine Transposition – eine Umstellung – das Fahrzeug ein fahrendes Studio und die andauernde Recherche ein Experiment ungewissen Charakters. Sie ermöglicht uns, den Austausch hinsichtlich seiner Wechselseitigkeit zu thematisieren: als einen sich kontinuierlich entwickelnden und wandelnden Prozess, der sich nicht zuletzt für den in London stattfindenden zweiten Teil des Projektes offen hält.

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SAM CURTIS
Cabbage, DVD, 3 min. / Sam Curtis und (Cabbie), Performance 2 x 15 min. Sam Curtis und (Cabbie)
Performance für jeweils 4 Ausstellungsbesucher - 19. Februar 2009, 20.00 Uhr & 20.15 Uhr (Dauer: 15 Min.)


In Kooperation mit dem in Hamburg lebenden Künstler (Cabbie) entwickelte Sam Curtis eine Performance exklusiv für den Eröffnungsabend der Ausstellung thirtyeighthoursandfortyfiveminutes. (Cabbie) kam in die HfbK Galerie, um eine ausgewählte Gruppe von wenigen Personen einzuladen, seiner persönlichen Führung außerhalb des Galerieraumes zu folgen. In seinen Performances lässt (Cabbie) Unbekannte an verschiedensten Orten kurzweilig aufeinander treffen.
Welche Rolle spielt Arbeit für unsere Existenz? Und welchen Stellenwert hat Kreativität dabei? Mit einer Kombination aus Video, Performance und Textarbeiten geht der Londoner Künstler Sam Curtis diesen Fragen nach. Er testet unsere Erwartungen und Wertungen von Kunst, indem er sich auf eine reflexive Art und Weise mit der Sprache und den sozialen Mechanismen beschäftigt, die die zeitgenössische Kunstproduktion umgeben. In Anlehnung an künstlerische Strategien der Konzeptkunst überlagern sich in Curtis Werken die Definitionen von Kunst und Realität. Indem Sam Curtis das Augenmerk auf Marginales lenkt, befasst er sich mit dem Stellenwert von Kreativität in künstlerischer Praxis und stellt den Status des Künstlers in Frage.

JUSTIN GAINAN
Texas, London, Brussels, Hamburg, Umzugsdecken, Klebeband, Geröllsteine

Justin Gainan verbaut schwere, harte und solide Gegenstände. Wände aus recyceltem Speerholz oder ungleichmäßigen Betonbrocken überzieht er so oft mit Zement oder bedeckt sie mit unzähligen Schichten von Farbe, bis weiche und sanfte Oberflächen entstehen – zwei Seiten einer Medaille: roh und nackt auf der Einen, gleichmäßig und glatt auf der Anderen. Gainan verwendet Baumaterialien wie Planen, Seile, Gurte und Absperrungen aus der Transportindustrie. So schwer und sperrig diese Materialien auch daherkommen mögen, so mobil und anpassungsfähig gestalten sie sich für den Künstler, der sie immer wieder, neu, und anders nutzt. Fundorte sind Straßen, verlassene Hinterhöfe und Baugrundstücke. Den mehr oder minder zufälligen Prozess ihrer Aneignung hält er fotografisch fest, denn genau darin besteht ihre mögliche Transformation zu Kunstwerken.

ANA NOBLE NAVA
Paso de Camino, DVD, 2 min./
Nothing Lasts Forever, Transparentpapier, 90 x 500 cm und 90 x 420 cm


In ihren Filmen, Fotoarbeiten und Interventionen im öffentlichen Raum setzt Ana Noble Nava Bilder ihrer Reisen oder gefundenes Archivmaterial in neue Kontexte und stellt dabei unserer individuelle Beziehung zu Räumen und Landschaften auf die Probe. Ihre Arbeiten erkunden die Form des Diagramms als Alternative zu herkömmlichen Dokumentationsweisen der Wirklichkeit. Innerhalb der Tradition des filmischen Essays vermag es die Künstlerin ihr Material zu sichten, zu reflektieren und daraus jene poetische Qualität zu extrahieren, die von Menschen und Dinge, Räumen und Orten zeugt, denen sie auf ihren Reisen begegnet ist.




Januar 2009
Sam Curtis, Justin Gainan und Ana Noble Nava

initiiert von Wiebke Gronemeyer
kuratiert von Robert Dingle, Amal Khalaf und Tom Trevatt

www.holdandfreight.org



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