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The Outerworld of the Innerworld of the Innerworld of the Outerworld
LESTER ADAMS, CORRADO FOLINEA, BRANKO MILISKOVIC, SASA TKACENKO

In dieser Ausstellung wurden vier künstlerische Positionen gezeigt, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Verhältnis von Außenwelten und Innenwelten auseinandersetzen. Im Vordergrund standen dabei die persönlichen Wahrnehmungen der beteiligten Künstler, welche sich auch aus dem Zusammenhang verschiedener kultureller Hintergründe ergeben. Die vier Künstler arbeiten mit diversen Medien, um gesellschaftliche Strukturen aufzuzeigen, denen sich ein Individuum ausgesetzt sieht. In der Beobachtung des Spannungsgefüges von innen und außen ist es ihnen gemein, den Körper im Raum zu thematisieren.

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Lester Adams lebt und arbeitet in Johannesburg (Südafrika), wo er Bildende Kunst an der University of Witwatersrand studierte. Seine Arbeiten behandeln jene Grenze, an welcher der größte Wunsch und die größte Furcht des menschlichen Daseins aufeinander treffen: Den Riss zwischen Leben und Tod. So berichtet Lester Adams von Lebewesen, denen ein instinktiver Überlebenswille sowie der Tod in gleichem Maß eigen sind. „Deep Roller“ ist eine Arbeit, die eine Rolltaube zeigt, welche auf Grund ihrer Überzüchtung genetische Defekte aufweist. Jene verursachen das rückwärtige Fallen der Taube aus der Höhe und lassen sie unter Umständen auf den Erdboden auftreffen und sterben. In der Galerie der HfbK zog Lester Adams außerdem eine Linie, bestehend aus einzelnen Haaren. Diese trennte den Raum in zwei Hälften und markierte somit jene Line zwischen Leben und Tod. Die Haare entstammten dem Fell des Karakulschafs, das einzig gezüchtet wird, um mit dem wertvollen Fell zu handeln. Zur Verarbeitung wird ausschließlich das Fell der ungeborenen Lämmer verwendet. So werden diese getötet, bevor sie überhaupt geboren sind.

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Corrado Folinea lebt und arbeitet in Neapel (Italien). Nach dem Abschluss seines Kommunikationsstudiums an der Statale Universität in Mailand, besuchte er die Mountain School of Arts in Los Angeles. Im Rahmen seiner ersten Einzelausstellung im MADRe - Museum für moderne Kunst in Neapel zeigte er 2008 Arbeiten aus der Reihe „Blackpaitings“. Diesen liegt der Gedanke zu Grunde, die Augen und somit die Sicht zu verdecken und von jener so erzeugten Dunkelheit zu behaupten, zu sehen sei die Farbe Schwarz. Seine Beschäftigung mit der Wahrnehmung, drückt Corrado Folinea mit unterschiedlichsten Medien aus. Dabei sind seinen Arbeiten nicht nur humorvolle Gesten gemein, vielmehr erweisen sie sich als Erzählungen vom Unsichtbaren, Ungreifbaren und auch Abgründigen. Corrado Folineas Installation in der Galerie der HfbK zeigte einen Anker, welcher in Neapel ‚remigio’ genannt wird, was übersetzt ‚toter Körper’ bedeutet. Diese Anker bestehen aus Reststücken, wie Reifen und Behältern, die an Seilen oder Ketten befestigt sind. Indem der Künstler jenen Anker in den Kunstkontext überführte, stellte er die, dem Körper zugesprochene Eigenschaft ‚tot’ in Frage.

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Branko Miliskovic wurde in Belgrad (Serbien) geboren und hat an der Akademie für bildende Künste in Den Haag (Niederlande) studiert. Neben seinen Performances, die im Ausstellungskontext aufgeführt oder als Videoarbeiten präsentiert werden, inszeniert er seinen Körper als ‚Living Installation’. Die Performance „Instructions“ wurde in dem Ausstellungsraum MKM in Belgrad 2007 erstmals gezeigt. Über die Dauer von mehr als vier Stunden folgte Branko Miliskovic hierin den Anweisungen einer Stimme vom Band, die ihn verschiedene Handlungen mit einem Gymnastikball ausführen ließen. Diese Arbeit entstand in Anlehnung an Bruce Naumans Performance „Body Pressure“, welche 2005 von Marina Abramovic aufgegriffen wurde und den ersten Teil ihrer „Seven Easy Pieces“ bildet. In der Galerie der HfbK präsentierte Branko Miliskovic eine Variante seiner eigenen Arbeit: Am Eröffnungsabend wurde „Instructions“ von fünf Studierenden der HfbK performt. Außerdem wurde das Video „Far...so faraway“ gezeigt, in welchem Branko Miliskovic einen Blick untersucht, der von dem Wunsch geprägt ist, etwas aus den Augen Verlorenes wieder zu finden. So berichtet „Far...so faraway“ von der Hoffnung auf ein Wiedersehen, das es nicht geben wird.

Sasa Tkacenko lebt und arbeitet in Belgrad (Serbien), wo er Bildhauerei an der Universität für angewandte Künste studierte. 2007 erhielt er für seine Abschlussarbeit den ULUPUDS* Preis. Zu dieser Zeit entstanden auch erste Arbeiten der Reihe „Hygiene“, in der sich Sasa Tkacenko mit Bedeutungen der Körperreinigung beschäftigt. Sowohl malerisch als auch filmisch bildet er darin den Vorgang des Händewaschens ab, indem er dessen beseitigenden Charakter thematisiert. Handlungen sowohl des Verbergens als auch des Tarnens kennzeichnen Sasa Tkacenkos Arbeiten. Mittels der Darstellung bestimmter Ausschnitte des Körpers, zeigt er Abläufe, die in einem Zusammenhang mit Gewalttaten zu sehen sind. In der Galerie der HfbK stellte er eine Serie von Drucken mit dem Titel „Common People“ aus. Abgeleitet von der gleichnamigen Videoarbeit zeigen diese das Gesicht des Künstlers, über welches Schritt für Schritt eine Maske geblendet wird, die jenes schließlich überdeckt. Sasa Tkacenkos anonymisiert in dieser Arbeit seine Identität, um sie durch ein Zeichen ersetzen zu können.



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